Riedelbacher Schüler unterwegs mit dem Förster
RIEDELBACH – (sn). Vier „blinde Raupen“ krabbelten durch den Wald. Jede hatte zehn bis zwölf Beine. Aber immerhin der „Kopf“ konnte doch sehen. Waldpädagogin Hermine Link hatte die Führung einer Raupe aus Fünftklässlern übernommen, während die anderen von den Lehrkräften geleitet wurden. So sollten die Kinder der Max-Ernst-Schule den Wald auf neue Weise nur mit den Sinnen Fühlen, Riechen und Hören erfahren. Beim traditionellen Schulwaldtag der Riedelbacher Haupt- und Realschule in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Weilrod erfuhren die Mädchen und Jungs Wissenswertes rund um den Wald, seine Bäume, seine Tiere und vertieften es auf spielerische Art und Weise.
Wie bei Thomas Götz, der für das Thema Wildtiere zuständig war. Am Beispiel der Wildkatze erläuterte er, was es bedeutet, wenn der Mensch die Biotope der Tiere zerschneidet. Anschaulich machte er dies durch farbige Felder, die einzelne sogenannte Trittsteinelemente in der Landschaft darstellten. Anfangs war es für die Kinder einfach, von Trittstein zu Trittstein zu springen. Doch wenn Götz einige der Felder wegnahm, konnten die „Wildkatzen“ das andere Ende des Weges nicht mehr erreichen ohne „überfahren“ zu werden. „Wie ein Löwengebiss im Kleinen“, so sehe der Schädel einer Wildkatze aus, zeigte der Förster den Kindern die beeindruckenden Eckzähne des kleinen Raubtieres. Und die ausgestopfte Wildkatze wurde von allen gern gestreichelt. Aber auch das Präparat eines Rehkitzes, das im hohen Gras kaum zu sehen war, gefiel den Schülern. Und sie waren gut über die neueste Technik informiert, wie Landwirte es vermeiden können die Tiere mit ihren Mähmaschinen zu verletzen: Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgestattete sind, können die jungen Rehe aufspüren.
Die häufigsten Baumarten im deutschen Wald stellte Eva Fuchs, Hochschulpraktikantin des Studiengangs Forstwirtschaft, vor: Eiche, Buche, Fichte und Kiefer. Sie hatte von jeder Baumart Blätter, Rinde und Früchte zur Anschauung ausgelegt und ließ zwei Gruppen gegeneinander antreten, die jeweils ein Blatt der Buche oder eine Eichel heraussuchen mussten. Dass der Wald nicht nur Holz liefert und Tiere beherbergt, sondern auch noch Wasser filtert, zeigte Hermine Link mit einem kleinen Versuch. Das schmutzige Wasser, das sie durch mit Kies und Waldboden gefüllte Eimer sickern ließ, kam deutlich sauberer wieder heraus, wo es durch Waldboden lief, war es fast klar. „Das Regenwasser wird zuerst durch das Blätterdach gefiltert und dann noch durch die vielen Erdschichten, bevor es an den Quellen wieder zutage tritt“, beschrieb Link kurz den Prozess. Das könne selbst der beste von Menschen hergestellte Filter nicht in der benötigten Größenordnung leisten. Nach dem durchlaufenen Rundkurs trafen sich die drei Klassen zum Mittag am Sportplatz Riedelbacher Heide wieder, wo sie von Carolin Karpa vom Forstamt mit Würstchen versorgt wurden.
Usinger Anzeiger vom 03.06.2017
http://www.usinger-anzeiger.de/lokales/weilrod/den-wald-mit-allen-sinnen-erleben_17938082.htm