Fußball-Legende Dragoslav Stepanovic war zu Gast beim Leserförderprojekt der Hessenstiftung „Kicken und Lesen“ an der Max-Ernst-Schule in Riedelbach.
13 Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren saßen Mittwochnachmittag im Mittelkreis der Turnhalle der Max Ernst-Schule in Riedelbach und lasen sich gegenseitig vor aus einem Buch über die Fußballgeschichte von Eintracht Frankfurt. Aufmerksamer Zuhörer war Dragoslav Stepanovic, allseits als Stepi bekannt. Seit Februar 2019 nehmen die Schüler als einer von vier ausgewählten Standorten in ganz Hessen am Projekt „Kicken und Lesen“ der Hessenstiftung teil (der Usinger Anzeiger berichtete). Ein Höhepunkt war der Besuch von Stepanovic, der als Botschafter der hessischen Landesregierung für Integration im Sport zu Besuch kam, um ein Fußballtraining zu leiten und die Leseförderung vor Ort zu verfolgen und zu unterstützen.
Der ehemalige Spieler und Fast-Meister-Trainer von Eintracht Frankfurt, der 1992 mit dem Satz „Lebbe geht weiter“ Kultstatus im Rhein-Main-Gebiet erlangte, war sofort mittendrin im Fußballleben der Max-Ernst-Schule und sorgte mit klaren Ansagen und jede Menge freundlicher Aufmunterung bei den Übungen für Begeisterung bei seinen Projektschülern. Jens Kremer, Sozialpädagoge an der Max-Ernst-Schule, hatte das Projekt initiiert, die erfolgreiche Bewerbung bei der Hessenstiftung vorangetrieben und leitet zusammen mit Sportlehrer Daniel Breitweiser den Nachmittagsunterricht bei „Kicken und Lesen“.
„Wir glauben, dass es eminent wichtig ist, das Lesen als Kulturtechnik auf vielfältige Weise zusätzlich zu fördern“, erläuterte Konrektor Stephan Schlomm die Initialisierung von „Kicken und Lesen“ im offenen Ganztagsunterricht an der Schule. 16 Schüler, die leidenschaftlich gerne kicken, meldeten sich für das Projekt freiwillig an und erleben seit zehn Wochen ein völlig neues Interesse am Lesen. Die Verbindung zwischen der Ruhe beim Lesen und der Mobilität beim Kicken nennt Kremer als besonderen Effekt, wenn er jeden Mittwoch zwei Stunden mit den Jungs in der Halle ist. Spaß am Lesen steht im Vordergrund: „Keiner wird ausgelacht, alle sind voll dabei und helfen sich gegenseitig zum Beispiel beim Tandemlesen.“ Als Katalysator für die Verbindung von Fußball und Lesen hat Kremer das Buch „Adlerträger“ von Henni Nachtsheim ausgewählt. Wenn die achtjährige Lilli, ihr Großvater Bonifaz und der „Adler“ sich über die Geschichte von Eintracht Frankfurt unterhalten, ist die Identifikation der Schüler mit dem Lesestoff offenkundig. Mehr als die Hälfte der lesenden Kicker standen im Eintracht-Trikot in der Halle, lauschten haargenau jedem Wort vom Stepi und klebten ihm förmlich an den Lippen, wenn er von früher erzählte. Der Kult-Trainer war zwar zum ersten Mal an der Riedelbacher Schule, kennt aber Weilrod schon aus seiner aktiven Zeit, als die Eintracht vor über 40 Jahren vor den Bundesliga-Heimspielen regelmäßiger Gast im Sporthotel-Erbismühle in Altweilnau war.
Bis zu den Sommerferien läuft das Projekt „Kicken und Lesen“ an der Max-Ernst-Schule“. Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die Premiere von Fußball und Sprachübung bringen wird. Den Schulnachmittag mit Stepi wird sicher keiner so schnell vergessen. So wie den Spruch „Lebbe geht weiter“. Und bei den Teilnehmern hoffentlich: Lesen geht weiter.
Usinger Anzeiger vom 12.04.2019:
https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/weilrod/kicken-und-lesen-mit-stepi-in-weilrod_20077171