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Projektstart „kicken & lesen“ an den Weilroder Schulen

Die Projektverantwortlichen von „kicken & lesen“ 2019 (von links): Dr. Ulrich Kuther, Frank Schrödel, Sebastian Sauer, Gabi Degenhardt, Lukas Nemeth, Benno Meny, Jens Kremer (Max-Ernst-Schule), Stephan Schlomm (Schulleitung MES), Tobias Knodel, Jörg Glasenhardt, Jonathan Prinz. Foto: © Hessenstiftung/Kuther

Wie bringt man gerade Jungen zum Lesen? Diese Frage hat sich die „Hessenstiftung – Familie hat Zukunft“ gestellt – und setzt nun in vier Kommunen ihr Projekt „kicken & lesen“ um. Mit dabei: die zwei Schulen in Weilrod.
Jungen können mit dem Ball zaubern und Tore schießen, lange bevor sie lesen. Und viele spielen immer noch Fußball, wenn sie bereits kein Buch mehr aufschlagen. In Weilrod könnte diese Entwicklung künftig anders verlaufen. Die Taunusgemeinde ist zusammen mit Nidda, Pfungstadt und Poppenhausen eine von vier Standorten für das Projekt „kicken & lesen“ der „Hessenstiftung – Familie hat Zukunft“. Mit dem Ziel, Jungen aus lesefernen Familien durch Fußball zum Lesen zu motivieren, hatte die Stiftung zusammen mit dem FSV Frankfurt 1899 und dem SV Darmstadt 98 das Projekt „kicken & lesen“ ausgeschrieben.
Der Geschäftsführer der Hessenstiftung, Ulrich Kuther, erläuterte bei der Bekanntgabe in Frankfurt das Projektziel, Jungen bei einem grundlegenden Spieltrieb zu packen und diese Motivation für das Lesen als Basiskompetenz zu nutzen. „Bildung ist die Eintrittskarte für das Spiel des Lebens, in dem es um Berufswahl, Lebensunterhalt, Familiengründung und letztlich um Sinnerfüllung und Lebensglück geht“, sagte er über die vier ausgewählten Standorte. „Mir gefallen die unterschiedlichen Konzepte, mit denen Nidda, Pfungstadt, Poppenhausen und Weilrod darlegen, dass sie bei den Jungen aus bildungsfernen Elternhäusern und bei Kindern aus Zuwandererfamilien ansetzen wollen.“
David Schauss, Stadionmanager des FSV Frankfurt, begrüßte die Gäste in einer Loge der PSD Bank Arena: „Wir wissen, dass viele auch dann noch gern Fußball spielen, wenn sie bereits kein Buch mehr aufschlagen. Der FSV Frankfurt sieht deswegen eine wichtige Aufgabe darin, auch die für mehr Bildung mitzunehmen, die in der Gesellschaft sonst hinten anstehen müssen.“ Florian Holzbrecher, Leiter Marketing & Events des SV Darmstadt 98, unterstrich die zusätzlichen Anreize zur Bewerbung, die der SV 98 setzt: „Alle Teilnehmer aus den vier lokalen Projekten, laden wir zum Kleinfeldturnier Ende Juni und zu einem attraktiven Zweitliga-Heimspiel des SV Darmstadt ein. Wir möchten mithelfen, Bildung für alle Jugendlichen interessant zu gestalten.“ Zum neunten Mal konnten sich Vereine, Schulen, Bibliotheken, außerschulische Einrichtungen sowie gemeinnützige Institutionen aus Hessen mit ihren Ideen für einen erfolgreichen Doppelpass von Ball und Buch für eine Teilnahme bewerben. In Weilrod wird das Projekt vom Konrektor der Max-Ernst-Schule Stephan Schlomm, Sportlehrer Daniel Breitwieser und Sozialpädagoge Jens Kremer betreut.

Der Name des Projekts der Hessenstiftung „kicken & lesen“ hört sich schon ein wenig paradox an. Kann das funktionieren? Und wie! Sagt Diplom-Sozialpädagoge Jens Kremer, seit August vergangenen Jahres tätig an der Grundschule Am Sommerberg und der Max-Ernst-Schule. Bevor er nach Weilrod kam, war er zehn Jahre lang Streetworker in Oberursel, hat das Projekt dort schon einmal begleitet. „Das hat gut funktioniert“, so Kremer, der sich jetzt auf die Arbeit mit den elf Jungen aus den zwei Weilroder Schulen freut. „Bei Jungs gibt es so mit 13 Jahren einen Leseknick, die Mädchen aber in diesem Alter lesen weiter.“ Also holte er die Jungs dort ab, wo sie am liebsten waren: auf dem Bolzplatz. Über die Begeisterung am Fußball die Freude am Lesen fördern: Wie macht er das? „Wir sprechen die Schüler an, von denen wir glauben, dass das Projekt für sie besonders geeignet ist, und machen zunächst eine Art Lesetest. Der wird zum Ende des Projekts noch mal wiederholt. Bei unseren Treffen mittwochs in der Turnhalle wird gekickt, und drei Mal zwischendurch, alle halbe Stunde, setzen wir uns zusammen und lesen aus dem Buch ‚“Adlerträger – Lilli Pfaff und die Geschichte von Eintracht Frankfurt‘ von Henni Nachstheim.“ Wer Nachtsheim („Badesalz“) kennt, liegt richtig, wenn er vermutet, dass das Buch unterhaltsam und witzig ist.“ Sehr cool: Am 10. April kommt Dragoslav Stepanovic, Ex-Trainer der Eintracht, zum Training nach Weilrod. Und zum Projektende kurz vor den Sommerferien gibt es ein Turnier bei Darmstadt 98. Foto: Hessenstiftung

Usinger Anzeiger vom 25.02.2019:
https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/weilrod/projektstart-kicken-lesen-an-den-weilroder-schulen_19977464

https://www.usinger-anzeiger.de/lokales/weilrod/adlertrager_19977499